ADS und ADHS im Erwachsenenalter: Symptome und Auswirkungen

ADHS und ADS im Erwachsenenalter: Symptome, Auswirkungen und die Frage nach der Mode-Diagnose

In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) und ADS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung) stark gestiegen – auch bei Erwachsenen. Während diese Störungen lange Zeit als reine Kinderkrankheiten galten, wird zunehmend erkannt, dass auch viele Erwachsene betroffen sind. Aber was genau sind die Symptome von ADHS und ADS im Erwachsenenalter, und wie wirkt sich dies auf das Leben der Betroffenen aus? Zudem stellt sich die Frage: Handelt es sich bei dieser Diagnose wirklich um eine ernsthafte Erkrankung, oder ist sie zu einer Mode-Diagnose geworden?

Symptome von ADHS und ADS im Erwachsenenalter


ADHS im Erwachsenenalter äußert sich oft anders als bei Kindern, ist aber nicht weniger belastend. Die Symptome lassen sich in zwei Hauptbereiche unterteilen: Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität. Betroffene zeigen meist eine Mischung aus beiden.

1. Unaufmerksamkeit

Erwachsene mit ADHS haben häufig Probleme, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und diese zu Ende zu bringen. Typische Symptome sind:


- Schwierigkeiten bei der Organisation: Aufgaben und Termine werden oft vergessen oder verschoben.- Leichtes Ablenken: Selbst bei interessanten Projekten kann die Aufmerksamkeit schnell auf andere Dinge abgelenkt werden.
- Gedächtnisprobleme: Wichtiges wird vergessen, wie etwa Verabredungen oder berufliche Aufgaben.
- Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung: Betroffene haben oft Mühe, Entscheidungen zu treffen oder Prioritäten zu setzen.

2. Hyperaktivität/Impulsivität

Auch wenn die Hyperaktivität im Erwachsenenalter oft weniger stark ausgeprägt ist als bei Kindern, ist sie dennoch vorhanden. Dazu gehören:


- Innere Unruhe: Viele Betroffene fühlen sich ständig „aufgedreht“ oder können sich schlecht entspannen.
- Impulsives Verhalten: Entscheidungen werden unüberlegt getroffen, oft ohne die Konsequenzen abzuwägen.
- Gefühl von Getriebenheit: Es besteht das Bedürfnis, immer in Bewegung zu sein, was oft zu überstürztem Handeln führt.

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Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen


Die Symptome von ADHS und ADS können das alltägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Erwachsene, die unter ADHS leiden, stoßen häufig auf Herausforderungen in verschiedenen Bereichen ihres Lebens:

- Berufliches Leben: Konzentrationsprobleme und Schwierigkeiten bei der Organisation können die Arbeit stark beeinträchtigen. Oftmals fällt es den Betroffenen schwer, Fristen einzuhalten oder ihre Aufgaben strukturiert zu bearbeiten, was zu beruflichem Stress und häufigem Jobwechsel führen kann.
  
- Soziale Beziehungen: Die Impulsivität und Unaufmerksamkeit können auch das soziale Leben belasten. Betroffene haben oft Probleme, in Gesprächen aufmerksam zu bleiben, und neigen dazu, impulsiv oder unbedacht zu handeln, was Konflikte mit Freunden, Partnern oder Familienmitgliedern verursachen kann.

- Emotionale Auswirkungen: ADHS geht oft mit emotionalen Herausforderungen wie Ängsten, Depressionen und einem niedrigen Selbstwertgefühl einher. Die ständige innere Unruhe und das Gefühl, den Anforderungen des Alltags nicht gerecht zu werden, können sehr belastend sein.


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ADHS und ADS: Eine Mode-Diagnose?


In den letzten Jahren gab es eine hitzige Debatte darüber, ob ADHS und ADS im Erwachsenenalter möglicherweise zu oft diagnostiziert werden und ob es sich teilweise um eine Mode-Diagnose handelt. Diese Diskussion entsteht, weil viele Erwachsene erst im späteren Leben diagnostiziert werden und es den Anschein erweckt, dass ADHS zunehmend bei einer breiteren Bevölkerungsschicht festgestellt wird.

Argumente für die Mode-Diagnose


- Überdiagnose: Kritiker argumentieren, dass die Diagnose von ADHS heute schneller gestellt wird und oft ohne tiefergehende Untersuchung erfolgt. Symptome wie Konzentrationsprobleme, die auch auf Stress oder Überlastung zurückzuführen sein könnten, werden möglicherweise vorschnell als ADHS interpretiert.


- Gesellschaftlicher Druck: In einer Welt, die zunehmend auf Leistung und ständige Erreichbarkeit ausgerichtet ist, neigen viele Menschen dazu, ihre Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit und Fokus auf ADHS zurückzuführen, anstatt den Ursachen in ihrem Lebensstil nachzugehen.

Argumente gegen die Mode-Diagnose


- Unterschätzte Störung: Andererseits wird auch argumentiert, dass ADHS im Erwachsenenalter lange Zeit unterschätzt wurde. Viele Betroffene durchleben ihre Kindheit und Jugend ohne Diagnose und suchen erst im Erwachsenenalter Hilfe. Studien zeigen, dass etwa 60% der Kinder, die mit ADHS diagnostiziert wurden, auch im Erwachsenenalter noch Symptome zeigen. ¹(Sibley MH, Swanson JM, Arnold LE, et al. Defining ADHD symptom persistence in adulthood: optimizing sensitivity and specificity. J Child Psychol Psychiatr. 2017;58(6):655-662. doi:10.1111/jcpp.12620)


- Bessere Aufklärung: Durch verbesserte Diagnosetechniken und ein gesteigertes Bewusstsein für psychische Störungen wie ADHS ist die Erkennung der Störung im Erwachsenenalter heute präziser und häufiger.

Behandlungsmöglichkeiten für Erwachsene mit ADHS und ADS


Die Behandlung von ADHS bei Erwachsenen ist vielschichtig und erfordert oft eine Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Behandlung. Besonders hilfreich sind:

- Verhaltenstherapie: Sie unterstützt Betroffene dabei, Strategien zu entwickeln, um ihre Aufmerksamkeit zu verbessern und impulsives Verhalten zu kontrollieren.


- Medikamentöse Therapie: Stimulanzien wie Methylphenidat können helfen, die Symptome zu lindern, sollten aber immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.


- Online-Psychotherapie: Für Menschen, die in abgelegenen Gebieten leben oder aufgrund ihres Zeitplans keine regelmäßigen persönlichen Sitzungen wahrnehmen können, bietet die Online-Psychotherapie eine flexible Möglichkeit der Behandlung.

Fazit: ADHS im Erwachsenenalter – Mode-Diagnose oder ernsthafte Störung?


Obwohl es in den letzten Jahren mehr Diagnosen von ADHS im Erwachsenenalter gegeben hat, ist es wichtig, die Störung ernst zu nehmen. Auch wenn es Fälle von Überdiagnosen geben mag, zeigt die Forschung, dass viele Menschen tatsächlich unter den Symptomen leiden und durch eine passende Therapie erhebliche Verbesserungen ihrer Lebensqualität erfahren können. Der Schlüssel liegt in einer fundierten Diagnose durch Fachleute und einer individuellen Therapie, die auf die speziellen Bedürfnisse des Betroffenen zugeschnitten ist.


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